Kaja Teržan (1986) veröffentlichte 2015 beim Zentrum für slowenische Literatur ihr Debut-Lyrikband Delta, der auch für den Veronika Preis nominiert worden ist. Im selben Jahr nam sie mit der gleichnamigen Performance an der internationalen Bienale für junge Künstler Mediterranea in Mailand teil. 2016 schloß sie sich auch mit der Pianistin Manca Udovič zusammen, mit der sie häufig gemeinsam auftritt. Auch im Jahr 2016 bekam sie auf dem Lyrikturnier des Verlags Pivec den Preis des Plublikums für ihr Gedicht Ruj.

… …

Die Tage sind kurz
und die Wünsche lang, gespannte Schleier
zwischen Stäben unter der Decke
tief über den Köpfen.
Am schwersten ist es seinen Feinden gegenüber ehrlich zu sein;
sie können einem nämlich zugetan werden.
Wer möchte das schon; in einem Land der Kriege
hat das Gleichgewicht eine ebensolche Bedeutung.
Und jedes Mal, wenn Du NEIN sagst, verringert sich in meiner Lunge
der Sauerstoffdurchfluss und ich hole
Verbündete aus anderen Organen zuhauf, auf dass sie
wie Samuraifrauen, für die Ehre, nicht den Ruhm
das letze Heer
vor der völligen Vernichtung werden würden.
Und dann wieder jenes Lächeln, das Du
Vor Dir her schickst, in die Mitte des Schlachtfeldes,
anstatt von Stäben, eines Speers, des Schwertes, der Gewehre.
Und es tut mehr weh und es macht lächerlicher und ich sehe Dich
nackt. Nur ein Mensch, ohne Geschlecht,
sogar ohne einen Körper, welcher frieren würde. Vernünftig
hast Du ihn aufbewahrt, im Voraus balsamiert, damit nicht
jemand was vergisst oder sich bei der Reihenfolge vertut.
Ein ausgehöhltes Lebensformat; durchtränkt von Salz,
von Pech, Gewürzen … Wer wollte noch
ewig leben, wenn Du doch so viel
mit einem dramatischen Schluss erzählen kannst und wenn wir alle wissen,
dass dieser nicht existiert und es weder Dich noch mich gibt,
wenn tausend Winde sich in die Spirale winden
und mit Häusern und Gebäuden aller Arten fertig werden und in leerer
Landschaft eine Mulde sich mit Regenwasser füllt für etwas
Neues …