Jure Vuga (1983) geb. 12.11.1983 in Koper, fing mit schreiben auf dem Gymnasium in Koper unter der Mentorschaft der Dichterin Ines Cergol an. 2009 schloss er seinen Bachelor of Arts in Kunstgeschichte und Soziologie der Kultur ab. Im selben Jahr erschien beim Verlag Beletrina sein erster Gedichtsband Pod kamni plešem. Für seine Bachelorarbeit Interpretacija Botticellijeve Pomladi v misterijskem kontekstu hat er auch den Prešeren Preis für Studenten erhalten. Er studierte in den Jahren 2006/07 und 2010 in Florenc. Er hat sich in Röm, Venedig, Mailand und London weitergebildet. Im Rahmen seines Doktorstudiums mqchte er 2013 im Istituto Nazionale di Studi sul Rinascimento in Florenc ein Arbeitspraktikum. 2015 veröffentlichte er beim Verlag Mladinska knjiga seinen zweiten Gedichtsband Modri plamen. 2016 präsentierte er seine Doktorarbeit mit dem Titel »Vpliv Hypnerotomachie Poliphili na Giorgionejevo „Nevihto“«. Er lebt in Ljubljana wo er als Reiseführer tätig ist.

MONOKORD

Eros ist der Quell von allem.
Alles, was es gibt, ist Eros.

Eros ist ein Fischer, Eros ist die Offenbarung,
die in der Lust schlummert, ist ein Labyrinth,
das nicht nur einen Ausweg hat.

Die Harfe Davids ist ein reifer Granatapfel,
ist ein Schrank, aus dem es ständig schneit.

Des Lebens Reichtum ist die Harmonie
auf einem monokorden Bogeninstrument.
Der Eros die einsame Saite.

DES GEISTES WIBELSTURM IST EIN ATOM
Inmitten allumfassender Vernunft
blitzt aus der Urnacht der Gedanke auf,
der den Anschauenden vom Angeschauten scheidet.

Die entzweiten Liebenden bemühen sich
umsont, einander durch den Schleier zu berühren.
Ihre Sehnsucht wirbelt Seidenwände auf.

Durch rasende Umdrehungen
verdichten sich die Nebelschwaden zu Materie.
Die Peitsche schnalzt, entfacht zahllose Welten,
eingesogen in den brüchigen Kristall des Lebens.

Blüten wachen auf,
sie bilden Honig und ertrinken dann im grünen Meer.
Der Windhauch flüstert, wenn ein Spross entsprießt,
die Flut des Dufts versetzt die Flur ins Schwärmen.

Nirgends gibt es Tod noch Ende.
Nur der Wirbel, in der Seele der Materie verscharrt,
spreizt sich von neuem in den blauen Feuerfluss
wie eine Hand, die nichts festhält.