Blaž Božič, geb. 1991 in Ljubljana, schloss das Studium des klassischen Griechisch und der vergleichenden Sprachwissenschaft an der Philosophischen Fakultät der Universität Ljubljana ab. Neben vielen periodischen Publikationen (unter anderem in den Zeitschriften Mentor, Poetikon und Idiot) gab er 2011 das Chapbook Grč (KUD Kentaver, 2011) und zwei Gedichtbände heraus, Dann machten wir unsere Milzen auf der sanft wogenden Aue auf (KUD France Prešeren, 2013) und Zu den Gebietsnachrichten (Zentrum für slowenische Literatur, 2016). Einige seiner Gedichte wurden ins Serbische und Englische übersetzt. Seit 2008 nimmt er regelmäßig an Literaturabenden in Slowenien und Ausland (Kroatien, Österreich) teil, unter anderem an Mlade rime, den Literaturabenden von LUD Literatura im Klub Gromka und am Dichtertandem in Trubars Haus der Literatur. Teilnehmer des Festivals Pranger 2017. Als Gitarrist der Gruppe nevem nevem und Mensch hinter dem experimentalen Breakcore-spoken word Projekt SsmKOSK ist er auch dem Bereich der Musik und des Tons verbunden.
Gebietsmapping in der Zeit
es gibt keine Wahl ich sehe nicht ich weiß nicht
einen Augenblick lang auf die Oberfläche
Schwingung durch die Luft
ein abgezwickter Fingernagel, zwei süße Fangarme denen es in Saugnäpfen an Schnee nicht fehlt – die Tat ist nur
empor, empor! dann Abhang;
auf der Oberfläche öffne ich jetzt meine Augen
und ich hebe die Fußspuren
meines gestern und meines ich erinnere mich nicht in die Entfernung aus der ich entspringe
und da fällt mir ein da gibt es Glas und Nabelschnur
und wenn am Nachmittag die Wolke auf den Bauch des Zimmers tritt und sich zu Frost verwandelt
fange ich mit Rückerstattung an.
(2012)
Eschatologie I
Bis hierher, dann nicht mehr.
die riesengroße Flut wo sich im Schraubenschein
ein Zwiespalt und darin ein sanftes Aussterben ausschmerzt
die Zeiten etwas seltsam, mir scheint, dass ich bin,
oder doch wenigstens
gewesen. und das Schauen bin ich auch –
sowie das Plätschern
und mit welch einer Exaktheit du erst deine Pflugschar in mich bohrst,
im Hintergrund die Heizkraftwerke, Koks wird hergestellt, Unmengen
Koks, die Zeiten sind nun einmal so, man macht viel Trockenheit
so schobst du Riesenfluten in die Ecke
und erklärtest
wie es euch gelang
(2012-2015)
zu
I
zum Nervensystem
kranker Zusammenfluss mit Dir gehe ich über die Einöde
wobei auf einer Seite wie
die Form das Bedürfnis nach Dir und nach dem Sand zeigt
und Dir die Übergänge durch die Poren sucht
wie Lauben an der Eisenbahnstrecke nach Kamnik und dies Räume sind wo Werkzeug aufbewahrt wird und dies Räume sind wo man Reserveschienen aufbewahrt es gilt die Spitze in den Bauch zu spüren denn ich gehe mit Dir nach dem Wechsel
wenn wir treffen oder übergehen
wenn wir die Eingänge, denen wir begegnen, drücken
zeigt die Form das Bedürfnis
nach Dir und nach Sand
wenn Städte wo ich Dich gesehen oder wo ich Dich nur übergangen habe oder halbwach war
denn wenn das Bedürfnis die richtigen Züge zeigt
dass ich nicht Dir und dem Sand folgen könnte
II
zur Nachricht aus der neuen Welt
wolkige Nieren über dem Wacholder reißen auf
die Obduktion stellt einen Namen wessen Namen ist das
dessen wessen kranke Niere dünner wird
und eine Esche macht sich breit und
breitet dabei großzügig ihr Schweigen aus
wenn ich zuweilen den Geruch errate der mir einst in die Unterhaut eingerieben wurde doch berühre ich ihn nicht wenn ich auf der Metelkova zum Tabor gehe
und die Eingangstüren ein kranker Zusammenfluss sind und der Sand an diesem Tag viel mehr zu hören kriegt und dabei kommt viel weiter eine Sorge auf
und mit dem unveränderlichen
Gefühl für den Nächsten wird mit zärtlicher Hand hunderter Permutationen der Einsamkeit ein imaginärer Raum geschaffen,
der stark ist
III
zu den ganznachts besetzten Linien
denn wenn sich Scheunen auf den Winter vorbereiten auf das Absterben
ist dieser Raum bedeutend
manchmal kann ich den Geruch erraten und berühre ihn wenn ich auf der Metelkova in Richtung Tabor gehe
wenn dieser Tag keine Unterbrechung auslässt ich habe halbwach sein müssen
denn wenn das Bedürfnis
unsichtbare Züge offenbart
grundlegendste
IV
zum Zahn
denn aufgeheizt ist jetzt die ganze Gnade, alle Rückkehr,
alle Sonnen der gewellten Atemnot, die Hungersnot, die meine Knie sauber macht, die Abschiede, die das Bedürfnis nach Dir schaffen [ljubljana 16. september 2011]
die Gnade die ich kennenlernte ist Metall in dem wir Deinen Spiegelbildern begegnen, Mühe, die Dir gilt, sind Dönerbuden, unter welchen die Gedankengänge versteckt sind, die Gnade, die der Gasse im Halbschlaf hinzugefügt ist, Gasse, in der ich auf meine Knie falle, Gasse, welche gut die Namen der Erinnerungen kennt, die Namen, die gezackt sind, die gezackten Namen, mittels welchen von den Knien die Haut abgeschürft wird.
(Prevod: Boštjan Dvořák)





